Kennen Sie diese Situation? Plötzlich können Sie im Supermarkt das Preisschild nicht mehr richtig lesen, weil die Zahlen unscharf werden. Auch die Buchstaben der Tageszeitung verschwimmen. Die Sicht in der Nähe wird plötzlich unscharf. Der Arm, der Preisschild und Zeitung hält, wird immer länger, weil Buchstaben und Zahlen nur so einigermaßen klar lesbar sind. Die sogenannte Alterssichtigkeit ist ein Phänomen, das jeden Menschen ungefähr ab dem 40. Lebensjahr betrifft. „Diese Sehverschlechterung ist ein ganz natürlicher Prozess und keineswegs eine Krankheit“, erklärt Pina Pacifico, Fachärztin für Augenheilkunde bei Lasik Care. Für eine weiterhin scharfe Sicht muss die Alterssichtigkeit korrigiert werden. Neben Brille und Kontaktlinsen hat sich die Linsenimplantation als wirksame Methode etabliert.
Wie verändern sich die Augen mit zunehmendem Alter?
Pina Pacifico: „Ungefähr ab dem 40. Lebensjahr verliert die Linse an Flexibilität. Sie kann sich nicht mehr richtig wölben und daher nicht mehr ausreichend auf das Sehen in der Nähe einstellen. Auch die Muskulatur der Augen, die die Linse für das Nah- und Fernsehen streckt, ermüdet. Die Folge ist die sogenannte Alterssichtigkeit oder Presbyopie. Das Sehen in der Ferne ist hingegen kein Problem. Hier kann das Auge weiterhin ein scharfes Bild auf der Netzhaut abbilden. Damit der Betroffene auch in der Nähe wieder ungetrübt sehen kann, muss die Alterssichtigkeit ausgeglichen werden. Da die Alterssichtigkeit keine Krankheit ist, kann sie nicht mit Medikamenten behandelt werden.“
Welche Möglichkeiten gibt es, die Alterssichtigkeit zu korrigieren?
Pina Pacifico: „Die gängigste Methode ist die Korrektur mithilfe einer Gleitsicht- oder Lesebrille. Viele Betroffene empfinden Gleitsichtbrillen allerdings als sehr gewöhnungsbedürftig und leiden unter Schwindel und Kopfschmerzen. Auch Lesebrillen bringen Nachteile mit sich. Die Patienten klagen über das häufige Auf- und Absetzen der Brille. Sie kommt nur dann zum Einsatz, wenn in der Nähe etwas gelesen werden muss. Kontaktlinsen bieten eine weitere Möglichkeit zur Korrektur der Alterssichtigkeit. Sie müssen allerdings sehr genau angepasst werden und der Träger muss sich konsequent an die hygienische Handhabung der Linsen halten, um keine Infektionen an den Augen zu riskieren. Beide Varianten sind mit erheblichen langfristigen Kosten und durch die Handhabung mit einem Verlust an Lebensqualität verbunden. Als gute Alternative hat sich die Implantation einer Kunstlinse etabliert.“
Wie verläuft die Implantation einer Kunstlinse? Was sind die Vorteile des Eingriffs?
Pina Pacifico: „Die Implantation ersetzt die körpereigene Linse durch eine künstliche Multifokallinse. Nicht nur die Alterssichtigkeit, sondern auch bestehende Weit- oder Kurzsichtigkeiten werden korrigiert. Keine andere Operation wird in Deutschland so häufig durchgeführt wie eine Linsenimplantation. Der ambulante Eingriff ist also absolute Routine. Die Augen werden im Abstand von einer Woche behandelt und der Eingriff dauert etwa zehn Minuten pro Auge. Der Arzt entfernt die körpereigene Linse durch einen winzigen Schnitt am Rand der Hornhaut und setzt die künstliche Linse ein. Der feine Schnitt muss nicht vernäht werden, sondern heilt selbständig ab. Schon am Tag nach der Operation wird der Patient eine Verbesserung der Sehkraft feststellen und seinen gewohnten Alltag wieder aufnehmen können.“
Gibt es besondere Pflegehinweise für alterssichtige Augen?
Pina Pacifico: „Häufig ist die Alterssichtigkeit mit Beschwerden wie trockenen und brennenden Augen verbunden. Die Ursache ist eine nicht mehr ausreichende Versorgung der Hornhaut mit Fett und Tränenflüssigkeit. Künstliche Tränenflüssigkeit oder Liposom-Augensprays helfen hier sehr gut. Auch im Alltag kann man den Augen viel Gutes tun. Regelmäßige Bewegung an der frischen Luft fördert die Durchblutung und damit die Sauerstoffversorgung der Augen. Wer am Computer arbeitet, sollte regelmäßige kurze Entspannungspausen einlegen und in die Ferne blicken. Beim Lesen und Arbeiten sollte immer eine ausreichende Beleuchtung vorhanden sein, damit sich die Augen nicht überanstrengen. Zuletzt gilt bei Sonnenschein: Die Sonnenbrille ist Pflicht. Sie schützt die Augen vor der UV-Strahlung und vor schädlichen freien Radikalen.“
Kann man die Augengesundheit durch die Ernährung beeinflussen? Haben z.B. Möhren tatsächlich einen Einfluss auf das scharfe Sehen?
Pina Pacifico: „Eine ausgewogene, vitaminreiche Ernährung beeinflusst die Gesundheit der Augen positiv. Viel frisches Obst, Gemüse und zweimal die Woche Fisch sind ein guter Anfang. Der Verzehr von Spinat und Broccoli kann beispielsweise das Risiko einer Netzhaut-Degeneration verringern. Die im Fisch enthaltenen Omega-3-Fettsäuren beeinflussen durch die enthaltenen Antioxidantien den Sehvorgang positiv. Generell führt eine vitaminreiche Kost zur Abwehr schädlicher freier Radikale. Der Spruch, dass der Verzehr von Möhren für scharfe Augen sorgt, stimmt nur bedingt. Möhren enthalten vor allem Vitamin A und seine Vorstufe Beta-Carotin. Beide Nähstoffe sind Bestandteil des Sehpigments und beeinflussen das Hell-Dunkel-Sehen. Sie tun in jedem Fall also Gutes für die Augen, sorgen aber nicht für eine Verbesserung der Sehschärfe.“
Welchen abschließenden Tipp haben Sie für Patienten, denen die Gesundheit der Augen im Alter am Herzen liegt?
Pina Pacifico: „Vorsorge ist noch immer die beste Medizin. Ab dem 40. Lebensjahr sollte jeder einmal im Jahr eine Kontrolluntersuchung beim Augenarzt wahrnehmen. So wird nicht nur die Alterssichtigkeit schnell erkannt. Auch die Früherkennung von bestimmten Krankheiten wie dem Grauen und Grünen Star oder der altersbedingten Makuladegeneration ist gewährleistet. Je eher diese Krankheiten erkannt werden, desto besser können sie behandelt werden.“
Die Hinweise ersetzen nicht den Besuch beim Augenarzt.